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Ergebnisse des Gesundheitsberufe-Monitorings: Senatorin Quante-Brandt spricht sich für mehr Ausbildungsplätze aus

In den Gesundheitsberufen werden in den kommenden Jahren deutlich mehr Fachkräfte gebraucht, als derzeit ausgebildet werden. Das Forschungszentrum SOCIUM der Universität Bremen hat im Auftrag der Gesundheitssenatorin Daten ermittelt. Mit den Ergebnissen des Gesundheitsberufe-Monitorings liegen nun erstmals konkrete Daten vor, mit denen sich der voraussichtliche Fachkräftebedarf bis 2035 errechnen lässt. Bei den betrachteten Gesundheitsberufen handelt es sich um die fünf pflegerischen Gesundheitsberufe der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Gesundheits- und Krankenpflegehilfe, Altenpflege und Altenpflegehilfe sowie die therapeutischen Gesundheitsfachberufe der Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und um die Hebammen.

"Es ist gut, dass wir nun eine Datengrundlage haben, mit der wir planen können", sagte Senatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt heute (Montag, 30. April 2018) bei der Vorstellung der Ergebnisse: "Das Gesundheitsberufe-Monitoring hat für das Land Bremen deutliche Fachkräfteengpässe aufgezeigt. Wir sehen deutlich, dass es notwendig ist, die Ausbildungskapazitäten auszuweiten, aber auch, die Gesundheitsberufe attraktiver zu machen. Wir brauchten in der Pflege etwa 287 Ausbildungsplätze mehr, um dem steigenden Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren gerecht werden zu können. Das ist eine große Herausforderung angesichts der Tatsache, dass wir aktuell in den Krankenhäusern und in den Schulen einen Bewerberrückgang verzeichnen."
Der Leiter der Studie, Prof. Dr. Heinz Rothgang, Universität Bremen; SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik: "In den Gesundheitsberufen zeichnen sich aktuell bereits Fachkräfteengpässe ab, die sich mit Blick auf die demografische Entwicklung voraussichtlich zuspitzen werden. Deutlicher Handlungsbedarf zeigt sich auch an den Schulen der Gesundheitsfachberufe, denn es wird immer schwieriger, qualifiziertes Lehrpersonal zu finden."

Die Ergebnisse:

  • Der stärkste Bedarfsanstieg ist in den nächsten Jahren im Bereich der Altenpflege zu erwarten. Der Personalbedarf wird im Bereich der ambulanten und vollstationären Altenhilfe ausgehend vom Basisjahr 2015 bis 2020 um 5,6 Prozent steigen, und im Jahr 2035 wird der Personalbedarf den des Jahres 2015 um 23,4 Prozent übertreffen.
  • In der Gesundheits- und Krankenpflege wird der Personalbedarf bis 2025 um 6 Prozent, bis 2035 um prognostizierte 12 Prozent steigen.
  • Auch der Bedarf an Fachkräften für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege wird insbesondere in den nächsten Jahren stark ansteigen, bis 2020 ist ein Anstieg um 9,2 Prozent zu erwarten. Bis 2025 steigt der Bedarf um 12,2 Prozent gegenüber 2016, im Anschluss ist von einem leichten Rückgang auszugehen (2035: 10 Prozent).
  • Im Bereich der Physiotherapie ergibt sich insgesamt bis 2025 ein Anstieg des Bedarfs um 4 Prozent, bis 2035 um 7,5 Prozent.
  • In der Ergotherapie wird der zukünftige Personalbedarf bis 2020 um vier Prozent, bis 2035 um 11 Prozent ansteigen.
  • Im Bereich Logopädie wird bis 2020 ein Anstieg des Bedarfs um 5 Prozent erwartet. Bis 2035 wird der Bedarf um 10 Prozent steigen.
  • Ein deutlicher Fachkräftebedarf zeigt sich auch an den Schulen der Gesundheitsfachberufe. Ein großer Teil der Schulen berichtet bereits aktuell über Schwierigkeiten qualifiziertes Lehrpersonal zu rekrutieren. Gleichzeitig wird gerade bei den Lehrkräften in den nächsten Jahren allein der altersbedingte Ersatzbedarf hoch sein.

Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs:

Mit vier zentralen Maßnahmen soll der Fachkräftebedarf künftig abgedeckt werden:

[NUMLIST Erhöhung der Ausbildungskapazitäten
; Erhöhung der Attraktivität der Ausbildungen
; Systematische Qualifizierung von Lehrkräften für die Gesundheitsfachberufe
; Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in den Gesundheitsberufen]

1. Erhöhung der Ausbildungskapazitäten:

Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs müssen die Ausbildungskapazitäten aufgestockt werden. Insgesamt besteht in der Pflege im Jahr 2035 ein berechneter Bedarf von bis zu 831 Plätzen, das sind 287 mehr als bisher. In der Physiotherapie werden 40 Ausbildungsplätze mehr benötigt, in der Ergotherapie sind es 13. Die Hebammenausbildung muss um 200 Prozent aufgestockt werden: Von 16 Plätzen alle drei Jahre auf 16 Plätze pro Jahr. In der Logopädie reichen die Ausbildungskapazitäten aus.

2. Erhöhung der Attraktivität der Ausbildungen:

Generalistische Ausbildung: Die Umsetzung des Pflegeberufegesetz und damit die Zusammenführung der drei Pflegeberufe zu einem generalistischen ausgerichteten Pflegeberuf ist ein entscheidender Schritt, den Beruf attraktiver zu machen. Durch einen neuen Rahmenlehrplan und eine neue Ausbildungs- und Prüfungsverordnung werden die Ausbildungsziele und das Kompetenzniveau der zukünftigen Pflegefachfrauen und -männer deutlich verändert. Senatorin Quante-Brandt betonte: "Ich bin sicher, dass wir mit der Pflegeberufereform eine qualitativ gute Ausbildung in der Pflege im Land Bremen bekommen."

Akademisierung: Auch durch die Akademisierung von Gesundheitsfachberufen kann die Attraktivität der Gesundheitsfachberufe gesteigert werden. "Der Bedarf an gut ausgebildeten Pflegekräften wächst angesichts einer älter werdenden Gesellschaft rapide. Auch die Anforderungen an Pflegekräfte steigen und erfordern zunehmend eine akademische Ausbildung im pflegerischen Bereich", sagte Senatorin Quante-Brandt. In diesem Bereich seien bereits etliche Aktivitäten in Bremen angestoßen worden. So haben sich die Universität Bremen und die Hochschule Bremen auf eine hochschulübergreifende Kooperation zur Weiterentwicklung der akademischen Ausbildung in der Pflege verständigt. Die Vereinbarung sieht vor, dass eine akademische Ausbildung in den Pflegeberufen künftig an der Hochschule Bremen konzentriert wird, während die Universität Bremen ihr bestehendes Angebot zu einem pflegepädagogischen Schwerpunkt weiterentwickelt.

Dazu wird die Universität zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Studiengang Master of Education zur Ausbildung für das Lehramt in der berufsbildenden Fachrichtung Pflege einrichten und den bestehenden Bachelorstudiengang Pflegewissenschaft im pflegepädagogischen Schwerpunkt entsprechend weiter profilieren. Für die Lehrerausbildung in der beruflichen Fachrichtung Pflege werden auch entsprechende Referendariatsplätze am Landesinstitut für Schule eingerichtet.

Durch einen Kooperationsvertrag der Hochschule Bremen, der Bremer Heimstiftung mit der Fachschule für Physiotherapie sowie der wisoak - Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen (Berufsfachschule für Logopädie) wurde ein zukunftsweisendes Modell für die Fachkräftesicherung im Gesundheitssektor etabliert.
Neben dem Bachelorstudiengang "Angewandte Therapiewissenschaften Physiotherapie / Logopädie", den die Hochschule Bremen bereits eingerichtet hat, soll zukünftig auch eine Studiengang für die Ausbildung von Hebammen eingerichtet werden.

Die Ausbildung der Hebammen wird ab Januar 2020 von einer beruflichen Ausbildung in eine hochschulische Ausbildung überführt. Die Hochschule Bremen wurde gebeten ein Konzept für eine hochschulische Ausbildung im Land Bremen zu erarbeiten. Damit verbunden ist eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten um 200 Prozent der derzeitigen Platzzahlen von 16 auf 48 Plätze.

Bremer Pflegeinitiative: Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftebedarfs haben sich auf Initiative der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz und der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport insgesamt 27 Partner zur "Bremer Pflegeinitiative gegen den Fachkräftemangel" zusammengeschlossen. Vereinbart wurden zentrale Ziele: Verbesserung der Rahmenbedingungen für gute Pflegearbeit, Gewinnung von Nachwuchskräften, Ermöglichung guter Ausbildung, Berufsrückkehr und beruflicher Weiterbildung.

Schulgeldfreiheit: Der Einstieg in die Schulgeldfreiheit für die Ausbildung in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie ist in Vorbereitung. Mit der Schulgeldfreiheit wird die Attraktivität dieser Gesundheitsfachberufe zunehmen und damit ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet.

Anerkennung ausländischer Abschlüsse in den Gesundheitsfachberufen: Menschen, die über einen ausländischen Berufsabschluss in einem Gesundheitsberuf verfügen, können bei der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz einen Antrag auf Anerkennung ihres Abschlusses stellen. Sie erhalten außerdem zumeist im persönlichen Gespräch eine umfassende Beratung zum Verfahren und zur Möglichkeiten des Ausgleichs eventuell vorhandener Defizite.

Jobcenter: Auch die Jobcenter Bremen und Bremerhaven haben die Bildungszielplanungen angepasst. Das Jobcenter Bremen plant für 2018 im Bereich der Gesundheits- und Erziehungsberufe 110 Bildungsgutscheine im Bereich der Umschulungen und 250 Bildungsgutscheine für Anpassungsqualifikationen ein, wobei unterjährige bedarfsorientierte Anpassungen möglich sind. Auch das Jobcenter Bremerhaven setzt einen Schwerpunkt bei Pflegeberufen.

Systematische Qualifizierung von Lehrkräften für die Gesundheitsfachberufe:
Es ist geplant, einen Studiengang Master of Education an der Universität zu implementieren. Zudem wurden für die Pflegebildungsgänge an öffentlichen Schulen vier Referendariatsplätze eingerichtet. Angesichts des Lehrermangels in den Pflegeschulen wird geprüft, den nicht akademischen Lehrern eine Weiterbildung an der Universität Bremen anzubieten.

Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in den Gesundheitsberufen:
Die Bremer Pflegeinitiative wird sich dieses Themas annehmen. Dabei wird es vor allem darum gehen, Konzepte für Arbeitszeitmodelle und altersgerechte Arbeitsplätze zu entwickeln und diese den Arbeitgebern und Trägern der Gesundheitseinrichtungen im Land Bremen vorzustellen.

Der Abschlussbericht "Gesundheitsberufe-Monitoring und Bedarfsvorausschätzung für den Fachkräftebedarf in ausgewählten Gesundheitsberufen im Land Bremen" ist hier (pdf, 2.3 MB) zu finden.