Das Dienstgebäude der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz vor der Nachrüstung. Die Glasbrücke, die beide Gebäude miteinander verbindet, stellt ein hohes Risiko für Vogelkollisionen an den Scheiben dar.
Vögel erkennen die Glasscheiben nicht als Hindernis. Vor der Nachrüstung kam es hier zu Vogelkollisionen.
Die Innenansicht auf der Glasbrücke vor der Nachrüstung: Schön hell, aber für Vögel eine Gefahr.
Nur auf geputzten Scheiben klebt die Vogelschutzfolie auch gut. Darum haben wir die Fensterreinigung abgewartet. Für die Fensterreinigung musste ohnehin die Straße abgesperrt und der Steiger beauftragt werden. Was einmal aufgebaut war, haben wir gleich für das Kleben der Folie mitgenutzt.
Die erste Folie ist montiert! Von außen angebracht ist sie noch effizienter: So bleibt sie trotz Spiegelungen in den Scheiben für die Vögel sichtbar.
Hier wird eine weitere Folie geklebt. Die Rasterpunkte befinden sich auf einer Trägerfolie. So bleiben die Abstände gleichmäßig und das Ergebnis ästhetisch.
Die Fensterscheiben an der Glasbrücke sind durch das Punktraster jetzt für Vögel sichtbar. Die einzelnen Punkte haben einen Abstand von 9 cm, der für Vögel eine Barriere darstellt. Die Ästhetik des Gebäudes wurde nicht beeinträchtigt - einige Kolleg:innen finden es sogar schöner als zuvor.
Der Blick von innen nach außen ist weiterhin möglich und auch der Lichteinfall ins Gebäude nicht fühlbar gemindert. Die Rasterpunkte sind von außen zur besseren Sichtbarkeit aluminiumbeschichtet. Von innen sind sie dunkel, um den Ausblick nicht zu beeinträchtigen. Wir finden: Es sieht sogar richtig gut aus! Eine Mitarbeiterin der Behörde hat es sich ein vergleichbares Punktraster sogar für ihr eigenes Haus bestellt, um die Garten- und Zugvögel zu schützen.
Geschätzt bis zu 115 Millionen Vögel kollidieren in Deutschland jedes Jahr mit Glasfassaden und Fensterscheiben. Zusätzliche etwa 70 Millionen Vögel verunfallen im Straßen- oder Bahnverkehr. Damit stellen neben dem Verlust des Lebensraums und der Nahrungsgrundlage weitere menschengemachte Veränderungen des Lebensumfelds eine der Hauptgründe dar, die Anzahl der Vögel zu verringern aber auch insgesamt die Biodiversität zu beeinflussen.
Dabei wird die Dimension des Problems häufig verkannt. Nicht jeder Vogel hinterlässt bei der Kollision Spuren (Federstaub, Blut, Federn…) an der Scheibe und auch nicht jeder Vogel stirbt noch an der Unfallstelle. Einige wenige Vögel überleben tatsächlich, andere fliegen noch verletzt davon und verenden später an z. B. inneren Verletzungen.
An der Kollisionsstelle verstorbene Vögel bleiben oftmals nicht lange vor Ort liegen. Sie werden von anderen Tieren (z. B. Ratten, Marder, Füchse) gefressen oder auch von Menschen (z. B. Straßenreinigung) beseitigt.
Es gibt zwei wesentliche Gründe, wieso Vögel mit Glasscheiben kollidieren. Genauso wie auch wir Menschen erkennen Vögel häufig transparente Scheiben nicht. Treten Spiegelungen von Bäumen und Büschen auf, wird den Vögeln ein – tatsächlich nicht vorhandener – Lebensraum vorgetäuscht.
Je nach Jahreszeit und Sonnenstand können Scheiben unterschiedlich stark spiegeln. So kommt es an einigen Fensterscheiben ausschließlich saisonal zu Vogelkollisionen.
An der "Glasbrücke", die die beiden Dienstgebäude der SGFV miteinander verbindet, haben Mitarbeiterinnen saisonal abhängig eindeutige Abdrücke von verunfallten Stadt-, aber auch Wildtauben bemerkt. Anders als die meisten anderen Vogelarten, haben Tauben Federstaub in ihrem Gefieder. Kommt es zu einer Kollision mit einer Fensterscheibe, bleibt dieser Federstaub dort hängen. Manchmal lassen sich im Abdruck sogar die einzelnen Federn oder der Schnabel erkennen. Ob auch andere Vögel mit den Scheiben kollidiert sind, lässt sich nicht sagen.
Diese Glasbrücke stellt ein besonderes Risiko für Vogelkollisionen dar, da sie aus Vogelsicht sowohl durchsichtig erscheint, als auch saisonal abhängig starke Spiegelungen auftreten.
Um die Vögel dauerhaft und zuverlässig zu schützen, und auch aus einer rechtlichen Verpflichtung heraus, musste hier Abhilfe geschaffen werden. Diese rechtliche Verpflichtung ergibt sich sowohl aus dem Tierschutzgesetz, als auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz.
Die Broschüre "Vogelfreundlich Bauen mit Glas und Licht" (kostenfrei erhältlich) zeigt hier verschiedene, wissenschaftlich geprüfte Praxisbeispiele. Besonders hervorzuheben ist, dass ein vogelfreundliches Nachrüsten von Glasfassaden sogar der Ästhetik eines Gebäudes nicht schaden muss.
Im Bereich des Nachrüstens lässt sich aber auch vieles falsch machen. Die bekannten "Greifvogelsilhouetten" oder UV-Markierungen haben sich in wissenschaftlichen Tests als unwirksam erwiesen. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass ein Punktraster, dessen Punkte maximal 9 cm Abstand zueinander haben, hochwirksam ist. Dieser optimale Abstand ist sogar die Voraussetzung für die Wirksamkeit. Sind die Zwischenräume größer, versuchen Vögel hindurchzufliegen. Außerdem sollte das Punktraster außen montiert werden, um eine Unsichtbarkeit durch Spiegelungen zu vermeiden.
Gesagt, getan! Die Folie mit dem Punktraster wurde bestellt. Um kosteneffizient zu sein, wurde mit der Montage auf den nächsten regulären Termin zur Fensterreinigung gewartet. So war die Straße ohnehin für den gebuchten Steiger abgesperrt und während die Fensterreinigungsfirma noch am Gebäude tätig war, konnte die Vogelschutzfolie angebracht werden.
Das Ergebnis kann sich im Wortsinne sehen lassen!
Trotz einer "vollflächigen" Montage, wurden nur ca. 0,8 % der Glasfläche bedeckt. Eine Verdunklung der Scheibe ist damit für uns Menschen nicht wahrnehmbar.
Sowohl für Firmen- und Behördengebäude, Glasflächen im öffentlichen Raum (z. B. Bushaltestellen), als auch für Wohneigentum und Mietwohnungen gibt es verschiedene, sehr wirksame Lösungen, die unsere Vögel vor Kollisionen mit Fensterscheiben schützen.
Die Nachrüstung der Glasbrücke durch die Landesbeauftragte für den Tierschutz und die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz hat Modellcharakter. Eine Nachahmung ist ausdrücklich erwünscht und Fragen beantworten wir gerne: