Im April 2024 wurde mit der Eröffnung der Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen Mitte eine zentrale Maßnahme des Bremer Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention umgesetzt. Das vom Runden Tisch Istanbul-Konvention im Juni 2022 geforderte rechtsmedizinische Angebot stellt die Versorgung Betroffener sicher, die sich nicht gleich für oder gegen eine Anzeige entscheiden möchten.
Auch der Bremer Betroffenenbeirat drängte auf eine schnelle Einrichtung der zentralen Gewaltschutzambulanz: Studien zufolge erfährt jede vierte Frau in Deutschland in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Dann brauchen sie ärztliche Versorgung, eine Spurensicherung, die Zeit verschafft für die Entscheidung eine Anzeige zu erstatten und sensible, professionell geschulte Ansprechpartnerinnen für Unterstützung und Beratung – am besten ohne von einer Stelle zur nächsten verwiesen zu werden und über die Tat(en) immer wieder neu berichten zu müssen.
Die Istanbul-Konvention sieht eine solche ganzheitliche Versorgung als ein Menschenrecht.
Als Leiterin für die neue Bremer Einrichtung konnte die Mitgründerin der Gewaltschutzambulanz an der Charité Berlin und rennomierte Gerichtsmedizinerin Dr. Saskia Etzold gewonnen werden. Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz arbeitete zwei Jahre eng mit einem Beirat aus Expert*innen zusammen und entwickelte mit der fachlichen Expertise engagierter Gynäkologinnen und Kinderschützerinnen ein Konzept.
Die Gewaltschutzambulanz versorgt Bremerinnen und Bremer unabhängig von Geschlecht und Alter, die von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffen sind. Vertraulich werden hier Spuren und Verletzungen kostenfrei gesichert und gerichtsfest dokumentiert - unabhängig davon, ob eine Anzeige bei der Polizei gestellt wird, oder nicht. Die anonymisiert hinterlegten Beweise stehen für zehn Jahre im Falle eines Gerichtsverfahrens bereit.
In einer vertraulichen, sicheren Atmosphäre informiert das professionelle Case Management Gewaltschutzambulanz zu ersten weiteren Schritten. Im ersten Jahr hat die Gewaltschutzambulanz unerwartet hohe Patient*innenzahlen verzeichnet. Alle Informationen in verschiedenen Sprachen bietet die Gewaltschutzambulanz auf ihrer Webseite GSA Gewaltschutzambulanz
Ein entsprechendes Angebot in Bremerhaven ist in Vorbereitung und steht Gewaltbetroffenen ab Herbst 2025 zur Verfügung.