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24.11.2017: "Gesundheitsversprechen und Nahrungsergänzungsmittel"

BIld von Gertraud Huisinga, VZ Bremen, Verbraucherschutzsenatorin Prof. Dr. Quante-Brandt, Hubert Resch, AmeB, Gesa Wessolowski, Verbraucherschutzressort
Gertraud Huisinga, VZ Bremen, Verbraucherschutzsenatorin Prof. Dr. Quante-Brandt, Hubert Resch, AmeB, Gesa Wessolowski, Verbraucherschutzressort

Am 24.11.2017 eröffnete Senatorin Prof. Dr. Quante-Brandt die Veranstaltungsreihe "Verbraucherdialog im Quartier" in der AMeB Begegnungsstätte Huchting. Der Verbraucherdialog im Quartier ist ein Baustein in der Umsetzung der verbraucherpolitischen Strategie. Ziel ist es, Verbraucherinnen und Verbraucher in ihrem Lebensumfeld besser zu erreichen und zielgruppenspezifische, verbraucherrelevante Informationen für Kinder, Jugendliche sowie Seniorinnen und Senioren anschaulich zu vermitteln. Zu diesem Thema sind ab Januar 2018 weitere Termine in Begegnungsstätten in Bremen geplant.

Anlass & Hintergrund des Schwerpunktthemas

Gesundheit oder „gesund zu sein“ nimmt eine zentrale Stellung in unserem Leben ein. Denn wer wünscht sich nicht, gesund zu sein?

Der Wunsch an sich ist nicht neu: davon zeugen Überlieferungen von der Antike bis zur Gegenwart: Kenntnisse der chinesischen Medizin oder des Ayurveda erleben eine Renaissance und das überlieferte Wissen findet bis heute fast unverändert Anwendung.´Und bis heute ziert der griechische Heilsgott Äskulap (Asklepios) mit seinem Stab noch Arztpraxen und Apotheken. Überlieferungen zu Folgen verfügte eine ihm zugeschriebene Wirkungsstätte im heutigen Epidauros bereits über eine Gesundheitsinfrastruktur, die schon Krankenhäuser, Behandlungsräume und Bäder kannte.

Die WHO definiert Gesundheit als „… ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheiten oder Gebrechen.“ Sigmund Freud sagte über diesen Begriff sehr pragmatisch: „Gesundheit ist die Fähigkeit, lieben und arbeiten zu können.“

Unser Gesundheitszustand wird durch verschiedenste Faktoren geprägt. Dazu zählt unser individueller Lebensstil, persönliche Ressourcen, die soziale Integration, die medizinische Betreuung, aber auch Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und der Grad der Einschränkung bzw. Behinderung. Ein einflussreicher Faktor ist die Ernährung, gerade in der verhaltensbezogenen Prävention.

Die Lebensmittel- und Pharmaindustrie hat längst erkannt, dass sich mit Gesundheitsversprechen in Lebensmitteln gutes Geld verdienen lässt. Hersteller versuchen ihren Lebensmitteln einen gesunden Anstrich zu geben, indem sie ihren Produkten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zusetzen. Sie werben mit gesundheitsförderlichen Wirkungen (sogenannten „Health Claims“). Dabei spielt es keine Rolle, ob das Produkt eine gesunde oder ungesunde Nährstoffzusammensetzung hat. Mit Erfolg: 35 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher verwenden Nahrungsergänzungsmittel, 51 Prozent versprechen sich für eine „sehr förderliche“ bzw. „eher förderliche“ Wirkung dieser Produkte. Der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel, Drogerien und (Internet-)Apotheken betrug im Jahr 2015 1,1 Milliarden Euro .

Seit 2012 ist der Handel mit gesundheitsbezogenen Angaben auf Produkten innerhalb der Europäischen Union reglementiert. Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten so mehr Klarheit beim Einkauf. Artikel dürfen nur noch mit Eigenschaften beworben werden, die auch wissenschaftlich bewiesen sind (Bsp.: Actimel warb unzulässiger Weise mit dem Zusatz ein „Wohlgefühl“ auszulösen, becel versprach unzulässiger Weise zur Reduktion von Cholesterin beizutragen).Inzwischen finden sich in nahezu allen convenience Produkten im Supermarkt von der Kindernahrung über Milchprodukte bis hin zu Getränken mit Nährstoffen angereicherte Lebensmittel.

Studien weisen darauf hin, dass regelmäßiger Konsum dieser Produkte zu einer deutlichen Überversorgung an Nährstoffen führen kann. Dies gilt insbesondere für preiswert herzustellende Vitamine wie Vitamin C. Hinzu kommt, dass unzählige Nahrungsergänzungsmittel Prävention und Gesundheitsförderung versprechen und im täglichen Bemühen eines gesundheitsförderlichen Lebensstils zunehmend auch Verwendung finden. Dies strapaziert nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Gesundheit.

Angesichts dieser Entwicklung besteht ein gesetzgeberischer Handlungsbedarf, bundesweite Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln festzulegen und dabei die kumulierende Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen über andere Lebensmittel zu berücksichtigen. Denn Nahrungsergänzungsmittel können in Wechselwirkung mit Medikamenten treten und gesundheitsgefährdende Auswirkungen haben. Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist daher eine Rücksprache mit dem Arzt unbedingt erforderlich.

Bremen hat auf der Jahreskonferenz der Verbraucherschutzministerinnen und –minister der Länder im Jahr 2016 einen Antrag beschlossen, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, entsprechende Höchstmengen an Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln zu definieren.

Angesichts millionenschwerer Werbekampagnen der Lebensmittelindustrie gerät häufig in Vergessenheit, wie viele Nährstoffe durch eine ausgewogene, vollwertige Ernährung zugeführt werden können. Und wie preiswert diese gesunde sein kann.

Informationen und Tipps
Im Rahmen des von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz finanzierten Themenschwerpunktes „Ernährung“ hat die Verbraucherzentrale Bremen e.V. Hintergrundinformationen und Ernährungstipps zum Thema erarbeitet. Informationen finden Sie unter: https://www.verbraucherzentrale-bremen.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel

Ansprechperson bei der Verbraucherzentrale Bremen e.V. ist:
Gertraud Huisinga, Verbraucherzentrale Bremen e.V.,
Email: huisinga@vz-hb.de